Der aus Tirol stammende und seit vielen Jahren in Wien lebende Künstler Peter Sandbichler analysiert und interpretiert in seinen kraftvollen Arbeiten gesellschaftspolitische, architektonische und bildhauerische Fragestellungen. Er arbeitet hauptsächlich in den Bereichen Skulptur, Objektkunst, Medienkunst sowie Installation. Große Bekanntheit haben Sandbichlers Arbeiten im öffentlichen Raum erreicht. Sandbichler realisiert dauerhafte Interventionen beispielsweise im Hauptbahnhof in Wien „12 Töne“ (2019) oder bei der künstlerischen Fassadengestaltung des Varta Hauses in der Mariahilferstraße in Wien, das „Haus mit Augenbrauen“ (2017). In kritischer Reflexion und in Bezugnahme auf das von Adolf Loos geplante „Haus ohne Augenbrauen“ am Michaelerplatz belebt Sandbichler das Design der Fassade, in dem er die schlicht weiß gestrichene Fassade in ihrer Oberfläche mit geometrischen Formen aufbricht. Die jeweilige Beleuchtungssituation mit Kunst- oder Tageslicht schafft dem*der aufmerksamen Betrachter*in oder dem einfach Vorbeigehenden jedes Mal ein anderes Erlebnis eines Licht- und Schattenspiels und macht das VARTA Haus zu einem international viel beachteten Architektur-Hotspot der Stadt.
Große Aufmerksamkeit erfährt aktuell die Baustelle des Lehr- und Bürogebäudes der Universität Innsbruck am Innrain. Peter Sandbichler konnte mit seiner bildhauerischen Intervention „Zeitbogen“ am Haupteingangsportal den von der Bundesimmobiliengesellschaft geladenen Kunst & Bau-Wettbewerb für sich entscheiden.
Temporär bespielt Peter Sandbichler den öffentlichen Raum 2017 die MQ ART BOX, die sich im Haupthof des MuseumsQuartier in Wien befindet. Sandbichler lässt die riesige Kartonskulptur „Shrine“ 30 cm über dem Boden schweben.
Peter Sandbichler interessiert sich für Funktionsverschiebungen und inhaltliche Verdichtungen, die sich aus der Wiederverwendung gefundener Objekte oder Materialien ergeben. Die als „Alte Schachteln“ bezeichneten Arbeiten sehen wie unförmige, deformierte Verpackungskartons aus. In einem performativen Akt verformt der Künstler gebrauchte Industriekartons, die er dann in unterschiedlichen Materialien wie Bronze, Aluminium oder Beton gießt. Die Objekte die im ersten Moment leicht und fragil wirken, können ein Gewicht bis zu 140 Kilogramm haben und mit ihrer robusten Oberfläche als stabile Sitzgelegenheit Verwendung finden.
Raumgreifende modulare Skulpturen schafft Peter Sandbichler mit dem Tensegrity-Prinzip – ein zusammengesetztes Wort aus Tension und Integrity, von Buckminster Fuller aus den 1940er stammend. Der Künstler Sandbichler verspannt mit Stahlseilen oder Kunststoffgurten Objekte die sich, frei im Raum schwebend, nicht berühren, aber dennoch miteinander verbunden sind und zueinander in Beziehung stehen. Peter Sandbichler löst Gegenstände des Alltags vollkommen aus ihrem Funktionszusammenhang. Er verwendet Neoröhren, Schlagbäume, Besteck etc. und erzeugt neue Bedeutungszusammenhänge, ohne das einzelne Objekt zu verändern oder zu bearbeiten.
In der Beschäftigung mit einer freien Formfindung lässt Peter Sandbichler sich u.a. von Architekten und Künstler wie Friedrich Kiesler und dessen schwerelosen Raumhüllen, Buckminster Fuller, Otto Frei oder den freitragenden Konstruktionen von Konrad Wachsmann inspirieren. Umgesetzt in seinem konzeptionell, bildhauerischen Ansatz hinterfragt Peter Sandbichler aktuelle gesellschaftspolitischen Themenstellungen und Entwicklungen. Er verwendet verschiedensten Materialien, auch Gegenständen aus den Alltäglichen und unterschiedliche bildhauerische Techniken. Seine ausdrucksstarken bildhauerischen Interventionen können immer als Aufforderung gelesen werden, sich auf einen Perspektivenwechsel einzulassen.
Peter Sandbichler ist 1964 in Kufstein geboren. 1983 studiert er an der Art Students League in New York, 1984-86 bei Wander Bertoni an der Hochschule für Angewandte Kunst und 1986-91 bei Bruno Gironcoli an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1993 geht Sandbichler für ein Jahr an das Institut für Neue Medien der Städelschule in Frankfurt, um bei Peter Weibel ein Post Graduate zu absolvieren. Es folgten längere Auslandsaufenthalte in Tokio, New York und Berlin. Heute lebt und arbeitet Peter Sandbichler in Wien.