Nin Brudermann
Die in New York lebende österreichische Künstlerin Nin Brudermann betreibt ein Vexierspiel mit Politik, Wissenschaft, Natur und Spiel. Sie verbindet die wissenschaftliche Realität mit den verschiedenen Filmgenres. Sie führt nicht nur die Absurdität manch spezialisierter wissenschaftlicher Aktivitäten vor Augen, sondern auch deren Bedeutung. Nin Brudermann hinterfragt das, was uns als Realität erscheint. Sie dringt in ihrer in Dornbirn realisierten Mixed-Media-Installation in die weltumspannende Arbeit mit Wetterballonen ein – ein einzigartiges
zugleich jedoch weitgehend unbekanntes tägliches Ritual der Vereinten Nationen.
Jeden Tag, in jedem Land unseres Planeten lassen Meteorologen um 00:00 Uhr und 12:00 Uhr Weltzeit Wetterballone in den Himmel steigen. Mit Hilfe eines Radiosenders sammeln die Ballone Daten über Temperatur, Luftdruck und Feuchtigkeit.
Zahlreiche Staaten wie z.B. Iran und Chile haben am Projekt mitgewirkt, in dem die Meteorologen nach den Anweisungen von Brudermann die Wetterballonroutine filmten, um sie danach der Künstlerin zu schicken. In Australien war Brudermann zwei Monate mit einem Eisbrecher unterwegs, um aus der Antarktis einen Wetterballon steigen zu lassen. So wurde auch auf der Biennale von Venedig ein italienischer Ballon in die Atmosphäre geschickt. Aus den zahlreichen individuellen Aufnahmen, die meistens von den Meteorologen selbst stammen, erstellte sie eine großflächige Projektion. Und so schafft sie das Unfassbare – ein ultimatives völkerverbindendes Projekt, das alle Landesgrenzen und Feindschaften temporär überwindet. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban-Ki Moon, wurde gleichfalls in einem performativen Akt mit dem Projekt bekannt gemacht. Die zahlreichen Projektionen der individuellen Aufnahmen werden zusammen mit einer umfangreichen Installation an Recherchematerial und Beweisstücken ausgestellt und zeigen so eine einzigartige Staatenkollaboration. Die Ausstellung mit dem Titel ‚Twelve O’Clock in London: Austria/Autriche‘ spielt im Titel so wie in der Performance mit dem Genre des Eurovision Song Contest und macht daraus einen Staatencontest. Die Besucher werden eingeladen, in eine faszinierende utopische Welt von Kunst, Wissenschaft und Natur jenseits willkürlicher Grenzsetzungen einzutauchen.
Anna Karina Hofbauer, Kuratorin