Asta Gröting

Die Geschichte der Werkzeuge ist das aufgeschlagene Buch der menschlichen Psychologie

Mit den Worten von Karl Marx aus seinen Frühschriften überschreibt die Berliner Künstlerin Asta Gröting ihre Einzelausstellung in Dornbirn. 

Die Bildhauerin Asta Gröting übersetzt in ihrer breit gefächerten künstlerischen Praxis seit Mitte der 1980er Jahre skulpturales Denken in unterschiedlichste Medien. Sie entwickelt Werke, die psychologische und emotionale Perspektiven auf die komplexen Verhältnisse der Menschen in klare Formen überführen. In der Installation „Die Geschichte der Werkzeuge ist das aufgeschlagene Buch der menschlichen Psychologie” (2017) verfolgt Gröting das Skulpturale in den historischen Raum einer zugleich an- und abwesenden handwerklichen Praxis.

Das Handwerk beziehungsweise der Bezug des Menschen zu dem Werk seiner Hände ist ein wiederkehrendes Thema in den Arbeiten der Künstlerin. In Dornbirn versammelt sie Werkbänke (Webstühle, Nähmaschinentische, Stickmaschinen, Schreibtische, Drehbänke) zu einer Installation aus der Vorarlberger Handwerks- und Industriegeschichte. Durch die dichte Aneinanderreihung der verschiedenen Arbeitstische aus der Textil- und Metallwaren-Produktion macht die Bildhauerin den Wandel der Vorarlberger Gewerbe im 19. und 20. Jahrhundert sichtbar und verleiht den Objekten eine neue Sprache. Sie erzählen die Geschichte der Entwicklung vom Handwerk zur Industrie und vom gleichzeitigen Verlust des körperlichen Bezugs zur Arbeit. Die Arbeitsspuren und die kaum noch bekannte technische Funktion der Werktische verweisen auf eine Leerstelle, auf die früheren Nutzer und ihr vergangenes Wissen, das in den Objekten eingeschlossen ist. Gröting sucht in ihren Arbeiten das Unsichtbare formal zu fassen und ihm Gestalt zu verleihen.

In dem 2017 entstandenen Video „TOUCH” sieht der Betrachter den Händen der Künstlerin beim Modellieren eines Portraits aus Ton zu. Während der Arbeit entsteht das Gesicht und dieses entwickelt sich zu einem ersten Gesichtsausdruck, dem weitere mit anderer Mimik folgen. Die ältesten Werkzeuge des Menschen, die Hände, formen die menschlichen Emotionen zu einer Psychologie ohne Worte.

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Die Geschichte der Werkzeuge ist das aufgeschlagene Buch der menschlichen Psychologie

Ausstellungskatalog Zitat Seite 3

»Man sieht, wie die Geschichte der Industrie und das gewordene gegenständliche Dasein der Industrie das aufgeschlagene Buch der menschlichen Wesenskräfte, die sinnlich vorliegende menschliche Psychologie ist, die bisher nicht in ihrem Zusammenhang mit dem Wesen des Menschen, sondern immer nur in einer äußern Nützlichkeitsbeziehung gefasst wurde, weil man – innerhalb der Entfremdung sich bewegend – nur das allgemeine Dasein des Menschen, die Religion, oder die Geschichte in ihrem abstrakt-allgemeinen Wesen, als Politik, Kunst, Literatur etc., als Wirklichkeit der menschlichen Wesenskräfte und als menschliche Gattungsakte zu fassen wusste.«

Karl Marx, Ökonomisch-philosophische Manuskripte, Abschnitt 3.1 Privateigentum und Kommunismus, 1844.

 

Asta Gröting, Detailansicht Ausstellung Kunstraum Dornbirn

Vermittlung

Asta Gröting
Die Geschichte der Werkzeuge ist das aufgeschlagene Buch der menschlichen Psychologie

Das Kunstheft bietet anhand der aktuellen Ausstellung Zugänge zum Verständnis zeitgenössischen Kunstschaffens und steht Schülern, Jugendlichen und Erwachsenen zur Verfügung.
Für den Unterricht enthält es Ideen und Arbeitsanregungen.

Asta Gröting

Die Geschichte der Werkzeuge ist das aufgeschlagene Buch der menschlichen Psychologie
Asta Gröting
Die Geschichte der Werkzeuge ist das aufgeschlagene Buch der menschlichen Psychologie

Design Asta Gröting, Knut Wiese
60 Seiten, Softcover, 29,8 x 21,2 cm
Fotos von Asta Gröting, Hansjörg Kapeller
Hg Kunstraum Dornbirn / Thomas Häusle
Verlag für moderne Kunst, Wien
ISBN 978-3-903153-88-2
Preis: 18 UR inkl. MwSt.