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„Der digitale Raum bietet viele Möglichkeiten…“
Eva Schlegel

 

Die digitalen Arbeiten Eva Schlegels sind Möglichkeitsräume einer anderen Dimension. Durch den Blick in den Bildschirm erscheinen sie uns als neue Welten innerhalb des Altbekannten. Als Welten, die keiner uns bekannten physikalischen Realität folgen und deren Materialität nicht greifbar ist. Dennoch können wir sie erforschen, in die Kugeln und Schriftzüge eintauchen, uns mit ihnen umgeben und sie auch dokumentieren, als Beweis ihrer Existenz.

Eva Schlegel hat in der kooperativen Zusammenarbeit mit 2MVD, namentlich Valerie Messini und Damjan Minovski, ihren künstlerischen Ansatz digitalisiert. Gemeinsam erforschten Sie verschiedene Ideen und skulpturale Werkansätze mit neuen digitalen Technologien. Neun der so entstandenen Arbeiten platzierte Schlegel im Dornbirner Stadtraum, wobei sie nicht nur einzeln, sondern auch als Gruppe auf dem Bildschirm sicht- und erfahrbar werden können.

Für ihre neuen digitalen Skulpturen gebrauchen sie das Medium Augmented Reality im besten Sinn: die Werke könnten in dieser Form nicht im realen Raum existieren. Eine schwebende und sich drehende Kugel aus Eis erscheint durch die wikar-App auf dem Display des Handys oder iPads. „Ice White“ ist begehbar, im Inneren kann man wie gefiltert auf die Welt sehen, die durchscheint. Die Umgebung ist immer real, alle Bewegungen und Personen bleiben nachvollziehbar in der realen Welt verankert.

Vor den Eingängen der Kunstraums Dornbirn und der CampusVäre zeigen sich aber auch psychotische Phänomene: In „Flying Eyes“ und „Inspecting Eyes“ erscheint ein Heer von großen Augen, nimmt den Platz ein und überwacht fliegend, sich drehend und genau beobachtend die Szenerie.

„Nebula“ wiederum ist ein schwebender Kosmos, bestehend aus einer dunklen Orbit-Wolke, in der sich leuchtende Sterne bewegen. Auch diese Skulptur ist begehbar, man kann virtuell den Kopf in der Wolke haben und nach den Sternen greifen. Die Kugelwolke scheint aus transparentem, flüchtigen Material geformt, wie auch die fliegenden Texte von „Read Me“, die scheinbar aus weißer Wolkenmasse zu lesbaren, den Raum durchquerenden Schriftsätzen werden, das Fliegen selbst thematisierend.

Vom Karren blickend schwebt über dem Rheintal „Black Holes Landing“, eine riesige Skulptur aus Stahl, die die Schwerkraft überwindet und sich wie ein UFO (UAP) schattenlos auf die Landschaft legt.

Thomas Häusle im Gespräch mit Eva Schlegel:

Thomas Häusle: „Welche neuen Möglichkeiten bietet der digitale Raum für dich in deinem künstlerischen Schaffen? Und wo geht die Reise für dich persönlich noch hin?“

Eva Schlegel: „Der digitale Raum bietet viele Möglichkeiten, wie man ja auch im Bereich der NFTs beobachten kann, allerdings ist es für mich wichtig, dass die Arbeiten auch als Kunstwerke funktionieren. So habe ich gemeinsam mit Valerie Messini und Damjan Minovski von 2MVD Kunstwerke entworfen, die es nicht so geben könnte, die sich bewegen, die man begehen kann, aber immer mit dem realen Umraum.“

Thomas Häusle: „Wie entstehen deine Arbeiten für das aktuelle Augmented Reality Projekt in Dornbirn? Wie haben wir uns den Produktionsprozess vorzustellen? Wie unterscheidet sich der Produktionsprozess von deinen bisherigen Werken, welche ja bereits eine große Vielfalt an künstlerischen Techniken aufweisen?“

Eva Schlegel: „Wir sitzen gemeinsam vor dem Computer und versuchen verschiedene Ideen in greifbare Formen zu bringen. Das erfordert oft viele Schritte, weil schnelle Lösungen nicht zufriedenstellend aussehen und wir uns gemeinsam – auch durch spezifisches Programmieren – langsam einer Vorstellung nähern.“

Thomas Häusle: „Was sind deine Überlegungen zur Gruppierung der einzelnen Arbeiten an den verschiedenen Orten, denn im aktuellen Projekt gibt es die Möglichkeit mehrere QR Codes und damit Werke gleichzeitig zu aktivieren und auf dem Display zu sehen?“

Eva Schlegel: „Die Skulpturen funktionieren auch gut miteinander, die Größen sind aufeinander abgestimmt, da intendiert ist, alle Skulpturen gemeinsam zu sehen, jede Form bewegt sich anders und verfügt über spezielle Materialität.“

 

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