Tony Matelli

Fuck'd and The Oracle

‚Nie real und immer wahr‘, so lautet der Titel einer Zeichnung von Antonin Artaud in der er die Obsession des Publikums für die Repräsentation des Realen thematisiert. In der Installation ‚Fuck’d‘ and The Oracle‘ von Tony Matelli tritt ein Umkehrschluss dessen ein. Die Komplexität dieser künstlerischen Komplizenschaft wird auf das Publikum mitübertragen.

Tony Matelli transformiert die Montagehalle der ehemaligen Rüschwerke im ‚Stadtgarten Dornbirn‘ in ein Spannungsfeld in dessen Zentrum ein von Wurfgeschossen attackierter und penetrierter Schimpanse mit Prothese steht. Matelli bezieht sich mit seiner Schockrethorik in ‚Fuck’d‘ auf das Genre der  Märtyrerdarstellungen als heiliger Sebastian. Als Vorlage dient kein Actionfilm, sondern der  Pathos von einer verlorenen Unschuld, den Tony Matelli hier in Verbindung mit der Natur ins Spiel bringt. Den Fortschrittsutopien folgt die tragische Kehrseite der Auswirkungen der Gentechnik und Globalsierungspraktiken.

Konterkariert wird ‚Fuck’d‘ von der Skulptur ‚The Oracle‘ – einer Topfpflanze in deren Untertopf sich ein Lautsprecher befindet. Sobald ein Geräusch in den Raum dringt, schüttelt sich die Pflanze vor Lachen. Dieser Sensor für Bewegungsmuster und Geräusche sondiert sich akustisch in  einem erhöhten Affektpotential. Auch wenn die Auswirkungen drastisch sein mögen, mögliche Formen des Protests äußern sich in den Werken von Tony Matelli, indem er  die Provokation mit einem verführerischen Akzent versieht.

Ursula Maria Probst